"Fantaisie" – so nannte Elisabeth Friederike Sophie (1732-1780) ihren Sommersitz in Donndorf, fünf Kilometer westlich von Bayreuth. Hier schuf sich die Bayreuther Prinzessin und verheiratete Herzogin von Württemberg ein Refugium nach ihren persönlichen Wünschen und Vorstellungen.
Die Anfänge einer herrschaftlichen Niederlassung in Donndorf reichen bis ins Mittelalter zurück, doch ist aus dieser Zeit wenig überliefert. Seit dem 16. Jahrhundert war Donndorf Stammsitz der Lüchauer Herren, die als höhere Beamte im Dienst der Bayreuther Markgrafen standen. In landschaftlich reizvoller Lage hatten die Lüchauer ein schlichtes Renaissanceschloss erbaut. Mit dem Tod Friedrich Ludwigs von Lüchau fiel das Lehen 1757 an Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth (1711-1763) zurück. Dieser begann 1761 mit dem Bau eines neuen Schlosses auf dem Plateau oberhalb der steilen Felswand. Die nach Norden ausgerichtete Dreiflügelanlage wurde vermutlich nach einem Entwurf des Bayreuther Hofbauinspektors Rudolf Heinrich Richter (um 1700-1771) ausgeführt.
Herzogin Elisabeth Friederike
Sophie von
Württemberg;
das
Gemälde (um 1750) wird
Anna
Rosina
Lisiewska zugeschrieben
Nach dem Tod des Markgrafen erbte Friederike Sophie, die einzige Tochter Friedrichs und der 1758 verstorbenen Wilhelmine von Bayreuth, den Besitz und begann, das Donndorfer Schloss zu ihrem Sommersitz auszubauen. Bereits gegen Ende des Jahres 1763 nahm sie den Innenausbau des Schlosses in die Hand. Glanzstück der Ausstattung war das 1765 von den Gebrüdern Spindler vollendete Intarsienkabinett, ein Hauptwerk des Bayreuther Rokoko.
Für das Jahr 1770 lässt sich erstmals der Name "Fantaisie" für die Anlage von Schloss und Garten nachweisen. Zu dieser Zeit hatte Friederike Sophie, unterstützt durch ihren Onkel Friedrich den Großen, ihre volle persönliche und finanzielle Unabhängigkeit vom Stuttgarter Hof erreicht. Regelmäßig verbrachte die Herzogin zusammen mit ihrem Hofstaat die Sommermonate in Fantaisie, die Winter dagegen im Alten Schloss in Bayreuth. Nach ihrem Tod 1780 begann die Anlage zu verfallen.
Erst unter Herzogin Friederike Dorothee Sophie von Württemberg (1736-1798), einer geborenen Prinzessin von Brandenburg-Schwedt, die vor den rheinischen Kriegswirren aus Montbéliard geflüchtet war, wurde die Fantaisie seit 1793 wieder als Sommerresidenz genutzt.
Weißer Saal
Zwischen 1793 und 1795 ließ Dorothee Sophie zahlreiche Reparaturen und Umbauten vornehmen. Sie veranlasste die Wiederherstellung des Spindler-Kabinetts und schuf den Weißen Saal, dessen elegante Stuckdekoration bis heute erhalten blieb.
Nachdem Dorothee Sophie 1795 an den Stuttgarter Hof zurückgekehrt war, nutzte ihr Sohn Alexander I. von Württemberg (1771-1833) Schloss und Park Fantaisie als Sommersitz. Die Anlage wurde vernachlässigt, als der Herzog 1806 in russische Dienste trat, um an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilzunehmen.
Neuen Glanz erhielten Schloss und Park Fantaisie unter Herzog Alexander II. von Württemberg (1804-1881), einem Enkel Dorothee Sophies, der die Anlage im Jahr 1833 erbte. Der 1850 in Angriff genommene Umbau des Schlosses prägt die Architektur bis heute. Auf der Gartenseite wurden der Mittelbau und die Eckrisalite um jeweils ein Stockwerk erhöht, auf der Hofseite zwei turmartige Anbauten zugefügt und die Fassaden im Florentiner Stil der späten Schinkelschule neu gestaltet.
Nach dem Tod Herzog Alexanders im Jahr 1881 erfolgten mehrere Besitzerwechsel, bis schließlich Edmund Fürst von Wrede 1929 das Anwesen erwarb. Das Schloss wurde den gewandelten Bedürfnissen entsprechend modernisiert und der Park ausschließlich privat genutzt. 1937 richtete der nationalsozialistische Lehrerbund im Schlossgebäude die "Reichsschule Donndorf-Bayreuth" ein, was mit einem empfindlichen Verlust historischer Bausubstanz einherging.
Blumen im Garten,
Gartenkunstmuseum,
Raum 11
Nachdem das Schloss 1945 bis 1948 als Sanatorium der amerikanischen Besatzungsmacht gedient und im Anschluss wiederum einen häufigen Nutzungswechsel erlitten hatte, übernahm die Bayerische Schlösserverwaltung Schloss und Park Fantaisie im Jahr 1961.
Die umfassende bauliche Instandsetzung des Schlosses unter der Leitung des Staatlichen Hochbauamtes Bayreuth in den Jahren 1994 bis 1998 ermöglichte schließlich die Einrichtung des im Sommer 2000 eröffneten Gartenkunst-Museums Schloss Fantaisie.
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