Mit dem "Gartenkunst-Museum Schloss Fantaisie" eröffnete die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen im Juli 2000 das damals erste deutsche Museum, das ausschließlich die Geschichte der Gartenkunst thematisiert.
Bei der Ausarbeitung und Umsetzung des Museumskonzeptes ist darauf verzichtet worden, die Geschichte des Gartens als Teil der Kunst- und Kulturgeschichte erschöpfend darzustellen. Vielmehr wurden die Inhalte auf die für die Mehrzahl der Besucher interessanten Aspekte der Gartengeschichte vom 17. bis zum 19. Jahrhundert beschränkt, wobei der regionale Schwerpunkt auf Süddeutschland, insbesondere Bayern und Franken, liegt. Bei der Einrichtung des Museums richtete man besonderes Augenmerk auf die Sammlung und Auswahl der Exponate, um anhand originaler Ausstellungsstücke die Geschichte der Gartenkunst in einem logischen Zusammenhang vermitteln zu können. Die ausgestellten Kunstwerke wurden folglich nicht aneinandergereiht, sondern konsequent zueinander in Beziehung gesetzt.
Als Museumsgebäude dient das von 1762 bis 1765 erbaute und 1850 teilweise umgestaltete Schloss Fantaisie. Unter Beachtung seiner architektonischen Gegebenheiten werden in zwanzig Räumen zwanzig Aspekte der Gartenkunstgeschichte behandelt, die wiederum zu einer inhaltlich sinnvollen Abfolge von sieben thematischen Einheiten zusammengefasst sind:
Stilepochen (vom Mittelalter zur Moderne)
Gestaltungsprinzipien (regelmäßige und landschaftliche Gartenkunst)
Gestaltungselemente (Skulptur, Wasser, Bauwerke)
Grundlagen der Gartenkunst (Literatur, Personal, Werkzeug)
Gartenpflanzen (Blumen, Obst und Gemüse, Orangen und Palmen)
Schloss und Park Fantaisie (Geschichte und Gestaltung, "Weißer Saal" als originärer Festsaal)
Gartennutzung (Möbel und Zierrat, Feste und Spiele, Kloster-, Bauern- und Bürgergärten, Volksgarten)
Isometrie des historischen Schlossgebäudes mit der thematischen und funktionellen Gliederung des Gartenkunst-Museums
Die Einmaligkeit des Gartenkunst-Museums Schloss Fantaisie liegt jedoch im Zusammenwirken von Ort und Thema, in der wechselseitigen Verknüpfung von gartenhistorischer Ausstellung und historischem Garten. Zum einen ergeben die inszenierten Ausblicke aus den Fenstern verschiedener Themenbereiche in den Schlosspark eine wesentliche inhaltliche Erweiterung und Vertiefung der Ausstellung. Zum anderen bildet der historische Park die unverwechselbare Umgebung des Schloss- und damit des Museumsgebäudes. Mit seinen originalen Gestaltungselementen aus drei bedeutenden Entwicklungsphasen der deutschen Gartenkunst (Rokoko, Empfindsamkeit, Historismus) vermittelt er den Besuchern ein hohes Maß an gartenhistorischer Authentizität, vor allem aber die reizvolle Erfahrung, ein reales historisches Gartenkunstwerk mit allen Sinnen erleben zu können. Im Schlosspark wird zudem der unmittelbare Eindruck der zeitgenössischen Verwendung der Pflanzen als maßgebende Gestaltungselemente des historischen Gartens verdeutlicht, von Blumen und Blattpflanzen auf den Zierbeeten über alte Obstsorten und Spalierformen im Nutzgarten bis hin zu Heckenwänden und Laubengängen als "grüne Architektur" im formalen Gartenteil und fremdländischer Gehölzen als vegetabile Akzente der landschaftlichen Parkräume.
Aufgrund seines didaktisch beispielhaften Konzeptes und seiner informativen Vorstellung fand das Gartenkunst-Museum Schloss Fantaisie inzwischen Eingang in das Geschichtslehrbuch der bayerischen Realschulen.
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